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Freitag, 20. August 2010

Der Clown und das Kind

 
   Es war einmal . . . ein bunter Clown; 
der trug gerne Pluderhosen und hatte eine 

 
Ende der Vorstellung

angemalte Träne in seinem Gesicht. 
Und außerdem – was für einen Clown recht 
ungewöhnlich ist – trug er während seiner Auftritte –
aber nicht nur dann – eine Narrenkappe mit vielen blinkenden Schellen.
Als er eines Tages wieder einmal sein Publikum zum 
Lachen bringen wollte, konnte er sich nicht mehr
an all seine Witze, all seine Lustigkeiten erinnern.
Alles war wie wegradiert. 


 Stattdessen kullerten ihm nun die Tränen nur so 
über seine Wangen und wollten gar nicht mehr 
aufhören zu fließen. Er verstand sich
und die Welt nicht mehr.  Das Publikum jedoch 
konnte sich kaum halten vor Lachen.
Hatte man schon mal einen Clown mit Narrenkappe 
so echt und herzzerreißend weinen gesehen?
   Als sich alle Zuschauer eine längere Zeit ausgeschüttet hatten und der Clown nicht aufhörte zu weinen,wurde es doch etwas unheimlich. 
Einigen wurde ganz mulmig zumute –
und als das letzte Lachen verstummt war,
breitete sich Stille aus.
  Allein, der Clown war so 
versunken in seinem Schmerz , dass es schien, 
als könne er sein Lebtag nicht mehr aufhören. 
Da aber kletterte ein kleines Kind über den
Manegenrand und lief in dem tiefen Schweigen,
in dem alle den Atem anzuhalten schienen,
hin zum Clown und tippte ihm auf die Schulter.
Der Clown merkte nichts.
Da wurde das Kind energischer und zog einfach
an einer seiner Schellen.
Langsam, wie aus einem Traum,
erwachte er da und blickte mit rotverweinten Augen 
in die Augen des kleinen Kindes.
Und mit einem Lächeln öffnete das Kind 
seine Arme, um den Clown zu umarmen.
  
Und so gab es ein kleines Kind, was einen 
weinenden Clown wieder zum Lächeln brachte!
Im Publikum löste sich die Spannung und alle fingen
wie wild an zu klatschen. 
Leute . . liebe, liebe Leute!“ wandte sich der Clown 
nach einer innigen Umarmung an alle Umsitzenden.
„Ich weiß gar nicht, wie mir geschehen ist. 
Nur eines weiß ich: die Lustigkeit, der Spaß, alle die Witzeleien  - sie waren eine Last für mich geworden,
 . .ja, wirklich. Und weil ich das nicht wahrhaben wollte,
hat sich die Traurigkeit meiner angenommen und
hat sich so schwer auf meine Seele gelegt,
dass mir jeder Witz vergangen ist.
Und ein Kind hat`s verstanden! . . .
Den Clown, den spiel ich ab heute für Niemanden mehr, 
und Spaß machen tue ich nur noch,
wenn mir danach ist!“
Und zur Bekräftigung seiner Worte fing er
erleichterten Herzens zu lachen an.
Da gab es einen regelrechten Orkan im Publikum,
denn alle waren begeistert! 
Nie zuvor hatten sie eine so echt wirkende
Show gesehen. Eine hoch merkwürdige zwar,
aber doch so echt und wunderbar.
Allein . . 
der Clown und das Kind wussten Bescheid: 
dass all das sich nie wiederholen würde.
Verschmitzt und augenzwinkernd schauten sich 
die Beiden an .. dann lief das Kind wieder zurück
ins Publikum und der Clown verließ die Manege.
Es war wirklich sein letzter Auftritt gewesen,
denn von jetzt an gab er seine „Auftritte“ nur,
wenn ihm danach war und auch nicht mehr
vor versammeltem Publikum, 
sondern einfach so -
 mitten im Leben. 
Das Kind jedoch wurde nie wieder gesehen.

Noch lange sprachen die Menschen über
diese so besondere Nummer, denn die Herzen 
waren doch sonderbar berührt worden.
So recht verstanden hatte es damals niemand,
doch im Laufe der Jahre konnten viele,
die es erlebt hatten, Ähnliches berichten 
aus ihrem eigenen Leben und erinnerten sich 

              . . an den Clown und an das kleine Kind.


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